Es war im Jahre 2006, als Miranda Priestley (alias Meryl Streep) im Hollywood-Blockbuster „Der Teufel trägt Prada“ ihr Urteil über das Blumenmuster als Modetrend für die anstehende Sommersaison fällte: „Blumenmuster für den Frühling? Bahnbrechend…“ – so das zynisch formulierte Statement der Mode-Diktatorin. Und Miranda hatte Recht. Ihr Scharfsinn und Verständnis für Stil ließen sich nicht trügen, schließlich gehört das florale Design seit Jahrzehnten zu den sommerlichen Must Wear Items für Frauen. Doch so fest verwurzelt der botanisch angehauchte Look in der Frauenmode auch sein mag, keimt er in der Männerwelt erst seit Kurzem auf. Das mag daran liegen, dass prächtige Blumen in ihren hellen, bunten Tönen klassischerweise mit Weiblichkeit assoziiert werden – Farben und Formen, in denen Männer ihre Maskulinität in Frage gestellt sehen. Zwar wird die opulente Blütenpracht seit den 1940er Jahren in Form von Hawaiihemden konsequent auch vom starken Geschlecht getragen, doch jenseits der Strände von Ibiza, Miami oder der Copacabana ist das Hawaiihemd wenig alltagstauglich.
The same is lame. Think other.
Pharrell Williams
Der Fashion Trend aus der Botanik ist mir erst vor zwei Jahren aufgefallen. Es waren die Frühling-Sommer-Kollektionen 2013 der Häuser wie Dolce & Gabbana, Prada, Dries Van Noten und Alexander McQueen, die ihre männlichen Models im All-Over-Print über die Catwalks laufen ließen. Es war die Zeit des Umdenkens, des Experimentierens und damit der Renaissance floraler Muster. Plötzlich war der Mann von Kopf bis Fuß auf Blumen eingestellt. Die aufwändigen, überladenen und theatralisch wirkenden Muster am Mann waren zwar für den Typen von nebenan nicht unbedingt tragbar (was von den Designern beabsichtigt war), aber die High Fashion Community hat damit definitiv ein Statement gesetzt. Vorbei die Zeiten, in denen sich die modische Farbpalette auf die vom maskulinen Hell bis ins Dunkel, nie aber ins Farbenfrohe, beschränkt hat; ade luftig-weite Schnitte à la Hawaii Style. Sie wurden durch moderne, raffinierte Cuts ersetzt.
Und was die High Fashion kann, weiß die Fast-Fashion-Szene an die Bedürfnisse des Mainstreams anzupassen. Die Farben des Blütenarrangements wurden schnell dunkler. Auch wenn das Muster immer noch mit kräftigen Farben gespickt ist, lässt das als Leinwandhintergrund dienende Tintenblau und Schwarz den Mann rauer und taffer erscheinen, als so mancher vermuten würde. Mit dem düsteren Twist ist der florale Look des „Aloha Noire“ jetzt nicht nur exklusiv dem Sommer vorbehalten, sondern lässt sich jahreszeitneutral tragen.
Marken wie Asos, Scotch & Soda oder River Island bieten inzwischen eine große Auswahl an Modeartikeln mit floralem Muster. Die Outfits müssen nicht zwingend extravagant sein. Es ist nicht unser Ziel, wie ein wandelndes Blumenbeet oder Gewächshaus auszusehen. Oft reicht ein schlichtes Hemd mit Blumenstickerei an der Knopfleiste, eine feine Krawatte mit floralem Micro Print, oder, ganz mutig, eine knallige Bomberjacke kombiniert mit zurückhaltenden Basics, die den Flower Look auszeichnen. Und das ist eben das, was Mode so einzigartig macht: Das Spiel mit den Gegensätzen, dem Mut und der Freiheit, Trends auf eigene Art und Weise zu interpretieren.
Zwei Dinge stehen jedoch fest:
In 2006 trug der Teufel Prada. In 2015 trägt der Mann Mode mit Floral Print.
Es bleibt nur zu hoffen, dass das maskuline Blumenmuster seine Wurzeln tief schlägt und winterfest wird. Wäre doch schade, wenn dieser Trend bis zur nächsten Saison verblühen würde.
Pullover: Scotch & Soda / Hose: Filippa K / Mokassins: Rochas
Autor:
Tomasz 30+ und stilbewusst by nature weiß er hochwertige Mode, grandioses Essen, feudale Hotelzimmer und eindrucksvolle Kunst genauso zu schätzen wie casual style, Kalte Küche mit Durchzug, Street Art und gepflegte Jugendherberge. Lebemann mit Lebenshunger. Motto: Wer sich festlegt, ist selbst schuld.