In Malle war ich noch nie und hatte es auch gar nicht auf meiner Liste. Erst als das ursprüngliche Ziel Istanbul aus politischen Gründen untragbar wurde kam Mallorca für unseren alljährlichen Städtetrip als Alternative ins Spiel. Alle waren plötzlich begeistert und ich ließ mich mitreißen und einfach überraschen.
Mit Bildern von Sangria-Eimern und Kegelclubausflüglern im Kopf stieg ich ins Flugzeug, um noch ein letztes Mal in diesem Jahr Sonne und Wärme zu tanken. Die grölenden deutschen Horden wurden zum Glück gleich am Flughafen mit Reisebussen nach El Arenal verschickt, wo sie auf kompakten Raum am Ballermann ihren Urlaub genießen, ohne den Rest der Insel zu belästigen. Und wir wurden beim ersten Café con Leche mit herrlichem Licht und Wärme verwöhnt.
Gleißendes gelbes Licht wird in Palma von den Sandsteinfassaden noch verstärkt und zeigt den wunderbaren Architekturmix dieser Stadt. Jugendstil und Gotik, üppige und klare Formen, Ornamente und zum Himmel strebende Säulen. Und auch am Abend versteht es die Stadt Gebäude und Palmen mit warmer Beleuchtung gut in Szene zu setzen, so dass sich später Herbst anfühlt wie mitten im Sommer.
Das Sommergefühl verlässt uns auch in den folgenden Tagen nicht. Am Strand von Es Trenc erreicht es mit südseeblauem Wasser, feinstem Sand und einer rustikalen Strandbar seinen Höhepunkt. Kurz ins Wasser und dann eine Flasche mallorquinischer Weißwein – sehr zu empfehlen das Weingut José L. Ferrer. Hier nehmen wir den Blanc de blanc zu frischen Sardellen und genießen das Leben und das Nichtstun. Die Bunker am Strand sind weiß getüncht und von Künstlern gestaltet. Auf den zweiten Blick entdecke ich einen kleinen Marienaltar auf dem abgerundeten Dach und bunte Lettern verkünden auf Katalan: Niu d’humana felicitat – Nest des menschlichen Glückes. Wie wahr!
Doch wie bewahrt man sich dieses Gefühl und vor allem, wie nimmt man es mit nach Hause. Ganz einfach, mit dem ältesten Konservierungsmittel der Welt: Salz! Unweit des Traumstrandes gibt es eine Saline, die vorzügliches feinstes Flor de sal herstellt. Der Shop glänzt in der Abendsonne und hat zum Glück noch geöffnet. Es gibt viele verführerische Geschmacksrichtungen. Ich bleibe jedoch beim puren Stoff, so wie er draußen in großen Salzbergen vor den Produktionshallen liegt. Das passende Olivenöl hole ich vor unserer Abreise noch schnell im Duty-Freeshop am Flughafen.
Wieder daheim hole ich mir ein bisschen mallorquinische Lebensart ins Haus mit schlichtem Weißbrot vom Bäcker um die Ecke, dazu Salz und Öl. Der Herbst kann kommen!
Autor:
Tom
Im Schwarzwald verwurzelt, in Karlsruhe den Anker geworfen und immer auf dem Sprung. Sein inniges Verhältnis zu seinem Reisegepäck wird nur von der Liebe zur Familie übertroffen. Sein Ziel: auf dem Land- und Wasserweg die Erde umrunden. Sein Credo: hart arbeiten, kräftig feiern, richtig Spaß haben.