Bright heads revisited: @Anita in Straßburg

Zeig mir deine vier Wände und ich sage dir, wer du bist. Anders als Mode und Styling, welche passend zur Jahreszeit, zum Anlass oder zur Laune, schnell im Wechsel angezogen als Fassade dienen und dabei durchaus den persönlichen Geschmack eines Menschen reflektieren, sind die eigenen vier Wände das wahre Spiegelbild der Seele. Die Ausstattung der Innenräume ordnet sich nicht etwa wie die Fashion-Welt dem Frühling-Sommer-Herbst-und-Winter-Rhythmus unter, sondern reift mit der Zeit – so lange, bis die persönlichen Charakterzüge auf die eigenen Räume abgefärbt haben.

Wo man wohnt und wie man wohnt, ist eine sehr private, fast intime Angelegenheit. Deshalb freuen wir uns, dass Anita uns ihr Vertrauen geschenkt hat und sowohl für uns als Besucher als auch für dich, den Leser, die Türen zu ihrem Heim geöffnet hat. Anita ist Anfang Vierzig und kroatischen Ursprungs. Sie arbeitet in Deutschland und wohnt samt Mann und ihren vier Kindern im elsässischen Straßburg. Anita ist polyglott. Ihre Kinder werden zu Hause dreisprachig erzogen. Kein Wunder also, dass die Umgebung, in der Anita wohnt, multikulturell ist – oder besser gesagt: international distinguiert. Ihre mondäne, über 160m2 große Wohnung ist im Diplomatenviertel von Straßburg situiert.

Als jemand, der Anita schon seit einer Weile kennt, ohne jedoch ihr Reich vorher gesehen zu haben, brachte der Hausbesuch für uns Überraschendes zutage. Ihre Stilsicherheit und ihren Mut für Mode bewundern wir seit langem (kann man jemanden im Styling mutig nennen, auch wenn er/sie alles, aber auch wirklich alles anziehen kann und stets perfekt aussieht?). Neu war uns jedoch ihr Mut für Farben.

Und nun entdecke selbst wie Anita wohnt.

Das Interview mit Anita findest du weiter unten, nach der Bildergalerie.

#1: Wohnen


#2: Essen


#3: Schlafen


#4: Spielen


#5: Verstauen


Anita, wie lange wohnst du schon in diesem Apartment?

Seit genau zwei Jahren. Wir hatten zuvor eine traumhafte Wohnung mit einem bezaubernden Wintergarten in einer benachbarten Straße. Irgendwann schien die Wohnung dann aus allen Nähten zu platzen. Für uns war klar, dass wir in dem Viertel bleiben wollten. Schließlich haben wir hier unsere ganze Infrastruktur: die Schule der Jungs, die Tagesmutter, ich muss nicht erst durch die ganze Stadt tingeln, um nach Deutschland zu kommen, dienstags und samstags meinen geliebten Markt und auch die Orangerie, die ich mit einem Augenzwinkern unseren Garten nenne. Dann gibt es hier auch, was die Franzosen ein richtiges Leben im Viertel nennen („une vrai vie du quartier“). Zur Fête de la Musique z.B. trifft man sich ungezwungen auf der naheliegenden Place Arnold, wo – verglichen mit der im zum Zentrum – eine eher kleine Bühne aufgebaut ist, Groß und Klein aber dort einen Riesenspaß haben.

Wovon lässt du dich bei der Wohnungseinrichtung inspirieren?

Ich schöpfe meine Inspiration aus Bildbändern (irgendwie kaufe ich ständig neue), Zeitschriften, Läden und meinen früheren (*seufz*) Reisen. Das Petrolblau, das die Wände unseres Schlafzimmers ziert, habe ich in einem kleinen, süßen Blumen- und Geschenkeladen bei uns um die Ecke gesehen und dachte chic. Als dann kurz darauf der Umzug anstand, war für mich klar: Ich möchte diese Farbe haben.

Hast du einen Lieblingsort in der Wohnung?

Das sind eindeutig die Leseecken, je nach Tageszeit und Anlass. Besonders schön finde ich es tagsüber im Esszimmer mit der vorgezogenen Fassade zu sitzen: Schaut man nach rechts, präsentiert sich einem die Flucht unserer Straße mit den majestätisch gestutzten Bäumen, schaut man nach links, sieht man sogar die Spitze der Kathedrale, auf die die Straßburger so stolz sind.

Was ist für dich beim Einrichten wichtig?

Sich selbst treu zu sein und keine Kompromisse zu schließen. Im Schlafzimmer hängt bei uns eine nackte Glühbirne von der Decke. Nicht wirklich schön, aber solange wir nicht die perfekte Lampe gefunden haben, wird sich da wohl nichts ändern. Mir schwebt eine korallenfarbene Lampe vor, mal sehen, was daraus wird. Und dann auch an alle Familienmitglieder zu denken. Auch die Kinder sollen sich wohlfühlen. Was dann dazu führt, dass die Wohnung alles andere als ein Museum ist …

Dein Lieblingsobjekt in der Wohnung ist …?

Die ganze Wohnung ist voller Lieblingsstücke. Die meisten haben eine Geschichte, wie die Bibliothek: Wir haben sie von unseren Vorgängern in der Version mahagonibraun geschenkt bekommen und wussten nicht, ob wir uns darüber freuen sollten oder nicht. Als Maßanfertigung passte sie perfekt in den Raum und bot unseren vielen Büchern Platz. Nachteil war, dass sie so richtig altbacken ausschaute. Schließlich lag ich Laurent monatelang in den Ohren, so dass er in das Projekt Abschleifen und Anmalen einwilligte. Das hieß erst mal über zwei Monate Staub und Ausnahmezustand in der Wohnung. Ich gebe zu, den Aufwand unterschätzt zu haben. Aber schaut euch das Ergebnis an – es hat sich allemal gelohnt. Witzig war auch, dass Laurent und mir – unabhängig voneinander – die gleiche Farbe vorschwebte. Mein Herz hängt auch an kleinen Objekten, wie der Replik von Rodins „Maternité“ (Mutterschaft). Ich habe die Statue einer Mutter mit ihrem Kind zur Geburt eines der Kinder erhalten und mich fasziniert – abgesehen von der Symbolik – ihre anmutige Schönheit.

Autor:

Author_The_Tastemonials_Tomasz_120pxTomasz 30+ und stilbewusst by nature weiß er hochwertige Mode, grandioses Essen, feudale Hotelzimmer und eindrucksvolle Kunst genauso zu schätzen wie casual style, Kalte Küche mit Durchzug, Street Art und gepflegte Jugendherberge. Lebemann mit Lebenshunger. Motto: Wer sich festlegt, ist selbst schuld.